| verfasst von Inge Steiner, 22.02.2023 |
Die europäische Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) regelt EU-weit einheitlich, wie Lebensmittel zu kennzeichnen sind, wie zum Beispiel Zutatenverzeichnis, Allergenkennzeichnung und Nährwertangaben umzusetzen sind.
Es ist ein sehr umfangreiches Werk, dennoch enthält es Lücken, denn es kommen immer wieder neue Sachverhalte hinzu oder aber auch neue Inhaltsstoffe.
Wer sich ketogen oder Low Carb ernährt, der hat sicherlich schon von Netto-Kohlenhydraten oder Net Carbs gehört.
Net Carbs sind die Kohlenhydrate, die dein Körper verdauen und verwerten kann.
In der LMIV steht hierzu: „Kohlenhydrat“ bedeutet jegliches Kohlenhydrat, das im Stoffwechsel des Menschen umgesetzt wird, einschließlich mehrwertiger Alkohole.
Was bedeutet “im Stoffwechsel des Menschen umgesetzt wird“? Das bedeutet, dass unser Körper Energie aus einem Kohlenhydrat gewinnt. Beim Verdauen wandelt unser Körper Kohlenhydrate in Glukose, also Einfachzucker um. Dieser Zucker liefert Energie und hat gleichzeitig einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Er lässt den Blutzucker ansteigen, was wiederum zu einer Insulinausschüttung führt.
Net Carbs sind also kurzgesagt Kohlenhydrate, die zu einer Insulinausschüttung führen.
Zusammenfassung:
Net carbs (Netto-Kohlenhydrate) sind
- Kohlenhydrate, die dein Körper verdauen und verwerten kann.
- Kohlenhydrate, die zu einer Insulinausschüttung führen.
Leider dürfen Net Carbs nicht innerhalb der Nährwertangaben ausgewiesen werden. Dabei ist diese Information nicht nur für alle Keto-/ Low Carb-Anhänger von Bedeutung, sondern vor allem für Menschen mit Diabetes. Denn Menschen mit Diabetes müssen anhand der in den Nährwertangaben angegebenen Kohlenhydratmenge ihre Insulinabgabe berechnen.
Gerade in Low Carb-Produkten wird Zucker häufig durch sogenannte Zuckeralkohole (Mehrwertige Alkohole/ Polyole), wie zum Beispiel Xylit, Sorbit oder Isomalt ausgetauscht.
Sie zählen zwar zu den Kohlenhydraten, können jedoch vom Körper meist nicht vollständig aufgenommen werden und führen daher nur zu einer geringen Insulinausschüttung.
Daher sollte man diese Kohlenhydrate von der Gesamtkohlenhydratmenge abziehen, um die Kohlenhydratmenge zu erhalten, für die Insulin benötigt wird.
Beispiel:
STEINER’s LC High Protein Brötchen (100 g) = 2 g Net Carbs
Kohlenhydrate |
6,8 g |
- davon Zucker |
0 g |
- davon mehrwertige Alkohole |
4,8 g |
=> 6,8 g – 4,8 g = 2 g Net Carbs
Sonderfall Erythrit: einziger Zuckeralkohol, der nicht zu den Kohlenhydraten gerechnet werden muss
Erythrit ist der einzige Zuckeralkohol, der nicht zu den Kohlenhydraten gerechnet werden muss! Da laut LMIV Erythrit keine Kalorien enthält und nicht verstoffwechselt werden kann, hat das Oberlandesgericht Hamburg im Jahr 2020 entschieden: Erythrit muss nicht nach Art. 30 Abs. 1 lit. b VO (EU) Nr. 1169/2011 (LMIV) im Rahmen der Nährwertdeklaration als Kohlenhydrat berücksichtigt werden. [1]
Endlich bekommen insbesondere Diabetiker hier Hilfe. Denn es gibt inzwischen unzählige Produkte, die mit Erythrit gesüßt werden. Würde man die enthaltene Menge Erythrit den Kohlenhydraten zurechnen, dann würden viele Diabetiker fälschlicherweise zu viel Insulin spritzen und tun es wahrscheinlich immer noch, da die wenigsten Hersteller das Urteil des OLG kennen bzw. ihre Verpackungen entsprechend anpassen. Dabei wäre das mehr als sinnvoll. Unser Gründer Matthias, selbst Typ-1-Diabetiker, hat schon mehrmals aufgrund dieser Tatsache Lebensmittel falsch berechnet.
Erythrit in STEINER's Kuchen/-Backmischungen
Wir süßen unsere STEINER’s Kuchen Backmischungen mit Erythrit und Isomalt. In der Zutatenliste sind daher Erythrit und Isomalt als Süßungsmittel aufgeführt, in den Nährwertangaben aufgrund des OLG-Urteils jedoch NUR Isomalt.
Isomalt hat 2,4 kcal/ g und wurde entsprechend der Menge zu den Kalorien dazu gerechnet. Zudem haben wir Isomalt (freiwillig) bei -davon mehrwertige Alkohole angegeben. In unseren Mischungen sind 12 g Isomalt/ 100 g enthalten.
Da Isomalt nur einen leichten Einfluss auf den Blutzucker- und damit Insulinspiegel hat, kann man die 12 g von den Gesamtkohlenhydraten abziehen.
Beispiel:
STEINER’s Schokokuchen Backmischung (100 g) = 2 g NetCarbs
Kohlenhydrate | 14 g |
- davon Zucker | 1,1 g |
- davon Mehrwertige Alkohole | 12 g |
=> 14 g - 12 g = 2 g NetCarbs
Bei unseren fertig gebackenen Kuchen verhält es sich ähnlich. Auch hier halten wir uns an das Urteil des OLG und geben Erythrit lediglich bei den Zutaten an.
Die fertig gebackenen Kuchen enthalten einen weiterer Zuckeralkohol: Glycerin. Dieser ist als Feuchthaltemittel deklariert, denn das ist seine offizielle Funktion in unserem Kuchen. Wir haben Glycerin mit 4 kcal/ g bei den Kalorien berechnet. Sein Glykämischen Index (GI) ist 3, daher kann er von den Kohlenhydraten abgezogen werden.
STEINER’s Schokokuchen (100 g) = 1 g NetCarbs
Kohlenhydrate | 9,5 g |
- davon Zucker | 0,7 g |
- davon mehrwertige Alkohole | 8,5 g |
=> 9,5 g - 8,5 g = 1 g NetCarbs
Das heißt bei 100g Kuchen, egal ob Schoko oder Marmor, hat nur 1g Kohlenhydrate einen Einfluss auf deinen Blutzuckerspiegel. Ein ganzer Kuchen hat 300g. Wenn du daraus 4 Kuchenstücke schneidest, hat ein Kuchenstück 75 g.
1 Stück Kuchen hat also gerade einmal 0,75 g Net Carbs!!!
Unsere Kuchen haben also so wenige Net Carbs, so dass kein oder nur minimal Insulin ausgeschüttet wird. Deine Fettverbrennung läuft weiter, obwohl du einen schmackhaften Kuchen isst. Das ist definitiv Genuss ohne Reue! Abnehmen mit Kuchen - STEINER's macht's möglich.
Vorsicht bei Maltit und Maltit-Sirup!
Zuckeraustauschstoffe unterscheiden sich, was ihren Glykämischen Index betrifft. Der glykämische Index ist ein Maß zur Bestimmung der Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel. Je höher der Wert ist, desto mehr Zucker gelangt innerhalb eines definierten Zeitraumes nach dem Verzehr einer definierten Menge des Lebensmittels ins Blut.
Maltit ist der einzige Zuckeraustauschstoff der einen hohen Glykämischen Index (GI) hat.
Achte also darauf, dass in Low Carb-Produkten kein Maltit einhalten ist. Es gibt verschiedene Maltit bzw. Maltitsirup-Varianten, die einen GI von über 50 haben. Maltit hat 70% der Kalorien von Zucker und beeinflusst den Blutzuckerspiegel ähnlich wie Zucker!
Zur Orientierung:
Glykämischer Index verschiedener Zuckeralkohole:
GI | |
Erythrit | 0 |
Isomalt, Glycerin | 2 (±1) |
Sorbit | 9 |
Xylit |
13 |
Maltit (Maltitol) | 36 |
Maltit Syrup | 53 |
Maltit ist nicht für eine Low-carb und keto-Ernährung geeignet und auch nicht Diabetikern zu empfehlen.
Der Kaloriengehalt von Zuckeralkoholen liegt zwischen 0,0 kcal und 4 kcal pro Gramm je nach Art des Zuckeralkohols.
Ein Diabetiker muss wissen, wie viele blutzuckersteigernde Kohlenhydrate in einem Produkt enthalten sind. Wenn in der Nährwerttabelle steht, dass das Produkt 20 g Kohlenhydrate/100g enthält, berechnet er entsprechend die Insulinabgabe. Nicht jeder Diabetiker kennt sich mit Zuckeralkoholen aus und weiß, dass er diese entweder komplett oder größtenteils von der Gesamtkohlenhydratmenge abziehen muss. Übersieht er das, droht ihm ein heftiger Unterzucker, weil er zu viel Insulin gespritzt hat.
Daher wäre es wünschenswert, dass es hier bald eine Gesetzesnovelle gibt und Net Carbs explizit angegeben werden.
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