I verfasst von Inge Steiner, 27.12.24 I
Viele Menschen haben Bedenken gegenüber Gluten. Gluten ist das Eiweiß, das hauptsächlich in Weizen und Dinkel enthalten ist, aber auch in Roggen, Hafer und Gerste vorkommt. Uns erreichen immer wieder Zuschriften von Kunden, die verunsichert sind und uns fragen: ist Gluten schädlich? Die klare Antwort: Für den Großteil der Bevölkerung ist Gluten gut verträglich.
Laut der Sprecherin der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG), einer Selbsthilfeorganisation von Zöliakie-Betroffenen, bringt eine glutenfreie Ernährung für gesunde Menschen keine Vorteile. Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan, der weltweit führende Wissenschaftler und Arzt auf dem Gebiet der Getreideunverträglichkeiten betont: Für gesunde Menschen gibt es keine medizinischen Gründe, Gluten zu meiden.
In diesem Artikel klären wir die häufigsten Fragen rund um Gluten und beleuchten den aktuellen wissenschaftlichen Stand.
Für 98% der Bevölkerung ist Gluten gut verträglich
1. Für wen ist Gluten problematisch?
Gluten wird oft als schädlich angesehen, aber nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung ist tatsächlich von Glutenunverträglichkeit betroffen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass 98% der Menschen Gluten gut vertragen.
Zöliakie – eine autoimmune Erkrankung – betrifft etwa 1% der Bevölkerung. Bei Zöliakie reagiert der Körper auf Gluten, was zu Darmschäden führen kann. Für diese Menschen ist eine glutenfreie Ernährung zwingend notwendig. Eine weitere kleine Gruppe – etwa 1% der Bevölkerung – leidet unter der sogenannten nicht-zöliakischen Glutensensitivität, bei der sie Symptome wie Bauchschmerzen oder Müdigkeit nach dem Konsum von Gluten erfahren, ohne dass der Darm geschädigt wird.
2. Was passiert bei Zöliakie?
Zöliakie ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der der Körper eine Immunreaktion auf Gluten auslöst, die den Dünndarm schädigt. Diese Autoimmunerkrankung erfordert eine streng glutenfreie Diät. Andernfalls kann es zu langfristigen gesundheitlichen Problemen wie Nährstoffmängeln oder Magen-Darm-Erkrankungen kommen. Ein rechtzeitiger Diagnosetest ist entscheidend, da eine glutenfreie Ernährung vor der Diagnose die Testergebnisse verfälschen könnte.
3. Nicht-zöliakische Glutensensitivität: Was ist das?
Im Fall der nicht-zöliakischen Glutensensitivität reagieren Betroffene nach dem Verzehr von Gluten mit Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Müdigkeit. Wissenschaftlich lässt sich diese Sensitivität jedoch nicht eindeutig diagnostizieren, da keine spezifischen Tests existieren. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht-zöliakische Glutensensitivität keine Schäden im Körper verursacht – im Gegensatz zu Zöliakie.
4. Kann Gluten Entzündungen verursachen?
Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Gluten Entzündungen im Körper von gesunden Menschen verursacht. Forschungsergebnisse belegen, dass nur Menschen mit Zöliakie auf Gluten mit einer Entzündungsreaktion reagieren. Daher gibt es für 98% der Bevölkerung keinen Anlass auf Gluten zu verzichten. Im Gegenteil:
Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) betont, dass „eine glutenfreie Diät ohne nachgewiesene Zöliakie schädlich sein kann“, so Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe von der DGAKI.
5. Schadet Gluten dem Darm?
Für Menschen ohne Zöliakie oder Glutensensitivität gibt es keine Beweise dafür, dass Gluten den Darm schädigt. Tatsächlich ist Gluten in der Regel gut verträglich und sorgt in Lebensmitteln wie Brot und Nudeln für die nötige Konsistenz und Elastizität. Die Vorstellung, dass Gluten den Darm beschädigt, ist wissenschaftlich nicht belegt.
6. Ist eine glutenfreie Diät für gesunde Menschen sinnvoll?
Obwohl eine glutenfreie Ernährung für Menschen mit Zöliakie notwendig ist und für Menschen mit Glutensensitivität hilfreich ist, gibt es für alle anderen Menschen keinen Grund, Gluten zu meiden. Glutenfreie Lebensmittel können sogar weniger Nährstoffe enthalten und mehr Zucker oder Fette aufweisen. Eine glutenfreie Diät ohne medizinische Notwendigkeit hat für den Großteil der Bevölkerung keine gesundheitlichen Vorteile.
Angela Clausen, Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, warnt: „Eine glutenfreie Ernährung macht für gesunde Menschen keinen Sinn – auch nicht zum Abnehmen.“
7. Worauf achten, wenn Zöliakie vermutet wird?
Falls du den Verdacht hast, Zöliakie zu haben, ist es wichtig, nicht sofort glutenfrei zu essen. Um die Diagnose zu stellen, müssen spezifische Tests durchgeführt werden, die am genauesten sind, wenn der Körper weiterhin Gluten konsumiert. Solltest du glutenfreie Lebensmittel essen, können diese Tests verfälscht werden und die Diagnose erschweren.
TIPP: Wenn du bereits an einer Autoimmunerkrankung leidest, solltest du präventiv einen Zöliakie-Test machen. Menschen mit einer vorliegenden Autoimmunerkrankung neigen dazu, im Laufe ihres Lebens weitere Immunerkrankungen zu entwickeln. Ein Zöliakie-Test kann helfen, dies frühzeitig zu erkennen, bevor es zu gesundheitlichen Problemen kommt.
Fazit: Gluten ist nicht grundsätzlich schädlich
- Für Menschen mit Zöliakie (Autoimmun-Erkrankung) ist eine glutenfreie Ernährung notwendig. Bei nicht-zöliakischer Glutensensitivität kann sie hilfreich sein.
- Gesunde Menschen können Gluten ohne Bedenken konsumieren, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen.
- Eine glutenfreie Ernährung bringt keine zusätzlichen gesundheitlichen Vorteile und kann in manchen Fällen sogar nachteilig sein.
In unseren Low Carb Produkten verwenden wir Gluten in Brötchen und Broten. Es sorgt dafür, dass die Backwaren die nötige Elastizität erhalten und innen weich bleiben, wie man es von herkömmlichen Produkten kennt. Auch unsere Nudeln enthalten Gluten, wie auch traditionelle Nudeln, um ihre Bissfestigkeit zu bewahren und zu verhindern, dass sie zerfallen – wie zum Beispiel Nudeln aus Hülsenfrüchten.
Interessanterweise haben wir auch Kunden mit nachgewiesener Zöliakie, die unsere Produkte trotzdem vertragen. Wir konnten es selbst kaum glauben. Eine Kundin, die unsere Brötchen seit Jahren isst, weil sie dachte, sie seien glutenfrei, war überrascht, als sie erfuhr, dass diese tatsächlich Gluten enthalten. Normalerweise bekommt sie bei Lebensmitteln, die nur Spuren von Gluten enthalten, starke Bauchschmerzen und Durchfall. Warum sie unsere Brötchen dennoch verträgt, können wir uns nur damit erklären, weil sie einen besonders hohen Ballaststoffgehalt haben. Die Ballaststoffe könnten sich wie ein Netz um die Magen- und Darmschleimhaut legen und das Gluten daran hindern, in den Körper zu gelangen. Dies ist jedoch lediglich eine Vermutung und noch nicht wissenschaftlich bestätigt.
Wer aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten verzichten muss, findet in unserem Shop auch viele glutenfreie Produkte.
Quellen und weiterführende Informationen:
Wenn du dich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchtest, findest du hier seriöse Quellen und weiterführende Studien:
- PubMed (National Library of Medicine): Dr. Schuppan zu Gluten
- Universitätsklinikum Freiburg - Ist glutenfreie Kost schädlich für Gesunde?
- Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie - Zöliakie und Glutensensitivität
- Mein Allergie Portal- Zöliakie
- Stern- Gesundheit: Ärzte warnen vor glutenfreier Ernährung
- Verbraucherzentrale: Glutenfreie Lebensmittel